Es ist angerichtet - Manjare/o

Eines vorweg: Ich weiß, es wird im italienischen mangiare geschrieben. Aber es hört sich für meine Schwarzwälder Ohren so ähnlich an, dass ich bei „Manjaro“ irgendwie immer an italienisches Essen und Pizza denken muss - daher der Titel für diesen Artikel.

Hintergrund

Manjaro ist für mich ein Kompromiss. Im Grunde bin ich stinkfaul, weshalb ich seit 15 Jahren Ubuntu treu geblieben bin. Egal, wie sehr mancher daran herumgemäkelt hat. Letztlich konnte ich jedes Update mit überschaubarem Aufwand mitgehen und dank LTS war das nur alle zwei Jahre fällig. Neuinstallationen waren immer zügig erledigt und mit dem Rüberkopieren von ein paar Config-Files oder -Verzeichnissen genauso flugs abgeschlossen.

Der Sprung von 20.04 auf 22.04 hat das geändert. Die Nacharbeiten des Updates haben mehrere Stunden gedauert. Ubuntu ist deswegen nicht komplett raus für mich, aber nun lohnt sich das Umschauen für mich wieder. Anforderungen: zügige Installation, möglichst wenig Ärger beim Aktualisieren, sobald das Ding mal passend konfiguriert ist.

Eigentlich würde ich gerne ein Arch verwenden, bin aber nicht willens, die Zeit für die Installation zu investieren. Das nächstbeste scheint mir Manjaro zu sein, deshalb hab eich das im Frühjahr mal ausprobiert und nun beschlossen, mein Notebook von Ubuntu auf Manjaro zu migrieren.

Installation

Die Installation eines Manjaro geht ziemlich leicht von der Hand. Auf der Download-Seite sucht man sich die Edition seiner Wahl aus (z.B. Plasma Desktop, XFCE Desktop, Gnome Desktop), lädt sich das Image per Torrent oder direkt herunter, spielt es z.B. mittels Etcher auf einen USB-Stick, startet davon und kann mittels einer grafischen Oberfläche die notwendigen Schritte der Installation vornehmen.

Je nach System – ich habe mir den Gnome Desktop installiert – benötigt das Durchgehen der notwendigen Optionen und die darauf folgende eigentliche Installation etwa eine halbe Stunde. Dann kann der Desktop zum ersten Mal gestartet werden und die eigentliche Arbeit fängt an. Also zumindest für Leute wie mich...

Das Problem mit dem Scaling

Das erste Problem nach der erfolgreichen Installation ist die Darstellung auf dem Display - alles scheint etwas groß. In den Gnome-Einstellungen unter Bildschirme wird mir auch direkt angezeigt, dass die Skalierung auf 200% gesetzt wird. So alt bin ich noch nicht, also runter damit auf 100%. Aua.

Gut, eine Auflösung von 2736x1824 auf einem 12,xx-Zoll-Display erfordert sehr gute Augen oder eine Lupe in Griffweite. Blöderweise bietet mir Gnome nur die folgenden Skalierungen an:

  • 100% (zu klein)
  • 200% (zu groß)
  • 300% (vieeeel zu groß)

150% wäre vermutlich genau das Richtige. Die Lösung dafür nennt sich Fractional Scaling, das ermöglicht noch Zwischenschritte beim Skalieren des Desktops. Manjaro verwendet (aktuell) Gnome 42 mit Wayland und nicht X11, wie ich nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen (und nachdem ich mit der Nase darauf gestoßen wurde, Danke Anton) herausgefunden habe.

Fractional Scaling aktiviert man mit dem Befehl

$ gsettings set org.gnome.mutter experimental-features "['scale-monitor-framebuffer']"

Danach kann man in Gnome-Einstellungen die folgenden Skalierungen finden:

  • 100%
  • 125%
  • 150%
  • 175%
  • 200%
  • ...

Damit wird es schon einfacher, was passendes zu finden. Letztlich hat sich 175% am passendsten angefühlt – meine Augen sind wohl älter, als ich dachte...

Mehr zum Thema findet sich übrigens im meist gut gepflegten Arch Wiki unter HiDPI: Wayland

Problem mit der Extension Applications Menu

Das ist kein Standard: Beim Rumprobieren vor einem halben Jahr ist dieses Thema nicht aufgetreten, aber bei der letzten Installation hat die Gnome Shell Erweiterung Applications Menu einen Fehler gemeldet. Das Anwendungs-Menü hat auch tatsächlich gefehlt. Ok, oft verwende ich das nicht (mehr), Super-A und das anschließende Eintippen der gewünschten Anwendung ist meist schneller. Gestört hat mich das dennoch.

Nach etwas Gesuche, was der Erweiterung denn jetzt fehlt (GMenu-3.0.typelib) und nur wenig weiterem Gesuche, in welchem Paket das teil denn nun drinsteckt, hat ein

# pacman -S gnome-menus

dieses Problem nachhaltig beseitigt. Wenn doch nur alles so einfach wäre.

topgrade

topgrade ist mein derzeit bevorzugtes Werkzeug zum Durchführen von Updates und es war nirgends so einfach zu installieren, wie bei Arch/Majaro:

# pacman -S topgrade

Voilà.

Gnome Extensions

Ich bin es gewohnt, Extensions von der Website zu installieren; Das macht Gnome in Manjaro nicht von Haus aus mit. Dafür braucht es unter Firefox die Erweiterung GNOME Shell integration und zusätzlich noch eine Anpassung in Gnome, die wie folgt installiert wird:

# pacman -S gnome-browser-connector

Eine Neuanmeldung später können nun Gnome Extensions mittels Firefox auf extensions.gnome.org gesucht und direkt von dort installiert werden. Glückwunsch!

Desktop Ubuntuisieren

Irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, dass links im Bildschirm eine Leiste mit den am häufigsten genutzten Anwendungen sowie den aktuell laufenden Programmen zu finden ist. Das ist letztlich eine Gnome Shell Extension. Unter Ubuntu heißt sie Ubuntu Dock, überall sonst ist sie als Dash to Dock bekannt.

Firefox Frame

Im Default Gnome 42 sieht der Firefox seltsam aus: Die Tab-Zeile ist unter der Adresszeile. Das ist für mich unintuitiv, daher muss das weg und künftig so aussehen wie bei anderen Linuxen oder Windows.

$ rm -rf ~/.mozilla/firefox/<Mein Profilordner>/chrome

Ich bin mir nicht ganz sicher, was sich die Gnome Entwickler dabei gedacht haben, aber meins ist es nicht. Blöderweise habe ich selbst dazu nichts in Foren gefunden, aber man kann ja andere Leute fragen (Danke, Anton!).

Guake

Immer mal wieder muss man zwischendrin ein paar Kommandos in die Kommandozeile klopfen. Wenn man dazu nicht jedes Mal ein neues Terminal zu starten oder in den Vordergrund holen braucht, wäre das doch ganz praktisch, vor allem wenn man es auch einfach wieder verschwinden lassen kann. Eine Lösung dafür ist ein Terminal, das ähnlich wie bei Quake auf eine Tastenkombination vom oberen Bildschirmrand herunterrollt und auch wieder dorthin verschwindet: Guake

Die Installation ist ganz einfach:

# pacman -S guake

Aber ein paar Nacharbeiten gibt es doch noch.

Guake automatisch starten

Diese Funktion bringt Guake gleich selbst mit. Hierzu starten wir erst einmal Guake, um in den Guake-Einstellungen im Reiter Allgemein die Option Guake beim Anmelden starten aktivieren zu können.

Die Tastenkombination funktioniert nicht

In den Gnome-Einstellungen müssen wir dann unter Tastatur ins Menü Tastenkombinationen anzeigen und anpassen wechseln. Im folgenden Dialog Tastenkombinationen wird die Einstellung Eigene Tastenkombinationen ausgewählt. Dann klickt man auf Hinzufügen oder das Symbol + und gibt im folgenden Dialog das hier ein:

  • Name: Guake
  • Befehl: guake -t
  • Tastenkombination: je nach eigenem Wunsch

Im Prinzip ist nur der Befehl relevant und natürlich die Tastenkombination, mit der das Guake-Fenster ein- und ausgeblendet werden soll. Die muss identisch sein mit der in den Guake-Einstellungen gesetzten, sonst blendet man mit der einen das Terminal ein und mit der anderen aus. Ein lustiger Effekt, aber langfristig verwirrend.

Wo ist der AppIndictaor?

Unter Ubuntu bin ich nun gewöhnt, dass ich für Guake ein kleines Symbol oben links sehe. Damit ließe sich das Guake-Panel per Klick einblenden, vor allem aber kann man damit auf die Einstellungen zugreifen. Das geht unter Gnome 42 zumindest nicht so ohne Weiteres, dafür benötigt man die Erweiterung AppIndicator and KStatusNotifierItem Support.

Syncthing

Bilder, Musik und mein KeePass-File werden mittels Syncthing zwischen meinen Geräten und dem NAS synchronisiert. Ohne Syncthing geht es also nicht. Die Installation ist ein Einzeiler:

# pacman -S syncthing

Speziell bei mobilen Geräten will ich Syncthing aber nicht automatisch gestartet haben, sondern das komfortabel An- und gegebenenfalls Abschalten können. Dabei ist die Gnome-Erweiterung Syncthing Icon sehr hilfreich.

Flatpak

Flatpak ist unter Manjaro ziemlich einfach zu aktivieren:

# pacman -S flatpak libpamac-flatpak-plugin

Um das jetzt noch nutzen zu können. muss man in Gnome-Software unter Menü--> Einstellungen --> Drittanbieter bei Flatpak den Schiebeschalter für Flatpak-Unterstützung aktivieren und Auf Updates überprüfen aktivieren.

Danach in Menü--> Datenbank aktualisieren klicken. Die Suche und Installation von Flatpaks ist dann nach einer Neuanmeldung möglich.

Snap

Manche Anwendungen gibt es auch nur als Snap. Ich weiß, das das nicht ganz so beliebt ist - wie so vieles was von Canonical kommt - aber wenn das der Preis dafür ist, dass ich mich nicht um das manuelle Update von Software zu kümmern brauche, die sonst nur als Binär-Installer verfügbar ist, nehme ich das in Kauf. Praktischerweise aktualisiert topgrade auch Snaps, damit wird das Aktuellhalten der Dinger zum Selbstläufer.

Die Installation geht ähnlich zu Flatpak vonstatten:

# pacman -S snapd libpamac-snap-plugin

Auch hier muss man Snap noch aktivieren, wenn man in der Software-Verwaltung auch Snaps zu der gesuchten Software finden möchte. Dafür aktiviert man in Gnome-Software unter Menü--> Einstellungen --> Drittanbieter bei Snap den Schiebeschalter für Snap-Unterstützung einschalten. Nach einem erneuten Login sind Suche und Installation von Snap-Paketen mit der Gnome-Software möglich.

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